Venue
Palaceside Building B1F
Mainichi Hall, Tokyo,
1-1-1 Hitotsubashi, Chiyoda-Ku
Co-organizer
Japan Adult Guardianship Law Association (JAGA) Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin (JDZB) Mainichi Shimbum in Kooperation mit Universität Tsukuba, Deutsches Institut für Japanstudien (DIJ) Friedrich-Ebert-Stiftung, Tokyo (FES) unterstützt von Robert Bosch Stiftung
Betreuungsrecht
September 29, 2010
Japaner und Deutsche werden immer älter und stellen damit ihr Rechtssystem vor neue Herausforderungen, z. B. durch die zunehmende Zahl von älteren Menschen mit Demenz. Das neue japanische Vormundschaftsrecht aus dem Jahre 2000 orientiert sich an Erfahrungen aus Deutschland. Das Gesetz soll behinderten Personen soweit wie möglich ein selbstbestimmtes Leben ohne Diskriminierung ermöglichen. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass nicht wie bisher Schutz gewährt wird, indem man Fähigkeiten nimmt, sondern Unterstützung geleistet wird, um Fähigkeiten zu erhalten. Auch im Falle einer Verminderung der geistigen Fähigkeiten sollen die dem Betroffenen verbliebenen Fähigkeiten genutzt werden. Seit der Einführung des Vormundschaftsgesetzes in Japan vor zehn Jahren wurde bei einer Bevölkerung von 127 Millionen die gesetzliche Vormundschaft und die freiwillige Vormundschaft in nur insgesamt weniger als 100.000 Fällen genutzt davon in ganz wenigen Fällen bei demenzerkrankten Senioren .
Dagegen belief sich in Deutschland in den etwa 15 Jahren seit Einführung des Betreuungsgesetzes bei einer Bevölkerung von 82 Millionen Einwohnern die Zahl der Fälle auf über 1,2 Millionen. Auch die Vorsorge wird zu einem hohen Anteil genutzt. Das erklärt, warum Deutschland als eine „betreute Republik“ bezeichnet wird. Der Grund für den Gegensatz zu Deutschland liegt unter anderem in dem mangelnden Bewusstsein in der japanischen Gesellschaft für Verträge sowie in dem komplizierten Antragsverfahren für die Erwachsenenvormundschaft. Außerdem haftet dem Thema in Japan nach wie vor das Image an, dass die Vormundschaft von Erwachsenen ein innerfamiliäres Problem darstelle. Das Symposium könnte zur Entwicklung eines Bewusstseins beitragen, dass die Vormundschaft vielmehr ein Problem der gesamten Gesellschaft ist.
Sprachen: deutsch, japanisch; simultan gedolmetscht