Vertrauen und Subjektives Wohlbefinden nach dem 11. März 2011 – eine empirische Untersuchung des DIJ
Oktober 2011 - August 2015
Um zu überprüfen, inwiefern sich die Dreifachkatastrophe auf das psychosoziale Wohlbefinden der japanischen Bevölkerung ausgewirkt hat, führte das DIJ im September 2011 eine schriftliche Befragung durch. Um auch kleinteilige Gruppenanalysen vornehmen zu können, wurde entschieden, sich speziell auf zwei Regionen zu konzentrieren. Ausgewählt wurden die Präfekturen Miyagi, Iwate und Fukushima der Region Tohoku, die besonders stark von der Katastrophe betroffen sind, sowie die Präfekturen Tokyo und Kanagawa in der Region Kanto, die weniger stark betroffen sind, in der die Katastrophe aber dennoch spürbar war. Küstenregionen, die durch den Tsunami besonders stark betroffen waren, wurden sowohl unter ethischen als auch logistischen Gesichtspunkten nicht in die Befragung einbezogen. Pro Region wurde eine stratifizierte zweistufige Zufallsstichprobe von 1700 Personen über 20 Jahren gezogen. Mit einer Rücklaufquote von 48% standen für die Region Tohoku 809, für die Region Kanto 836 gültige Fragebögen zur Auswertung zur Verfügung.
Die Auswertung der Daten läuft weiter. Einige Ergebnisse wurden bereits in Fachzeitschriften veröffentlicht (s.u.). Weitere sind in Vorbereitung.
Einige Ergebnisse der Studie im Überblick
Sechs Monate nach der Katastrophe ist die japanische Bevölkerung zutiefst verunsichert. Das Vertrauen in die Regierung und in die Medien ist niedrig. Sorge und Verunsicherung setzen sich dabei aus mehreren Aspekten zusammen. Im Vordergrund steht die Angst vor einem weiteren großen Erdbeben. Davor fürchten sich 82 %. Ähnlich hoch (81%) ist in der Region Tohoku die Angst vor radioaktiver Strahlung. Auch unter den in der Region Tokio Befragten sorgen sich 69% davor.
Was fehlt, ist Vertrauen in Instanzen, die mit ihrem Expertenwissen dazu beitragen, Risiken einzuschätzen. Der Regierung und den Medien, die diese Rolle übernehmen sollten, wird in nur sehr geringem Maße Vertrauen geschenkt: Nur 6% geben an, den Informationen zu vertrauen, die von der Regierung zum Atomunfall veröffentlicht werden. Das Vertrauen ist ähnlich niedrig wie gegenüber den Informationen, die von TEPCO veröffentlicht werden (5%). Die Befragten scheinen kaum zwischen der Regierung und dem Atomkraftwerkbetreiber zu differenzieren. Ähnlich niedrig ist auch das Vertrauen in die Medien: Nur 13% glauben, dass die allgemeine Berichterstattung objektiv und umfassend ist. Nach einer vorherigen Studie des DIJ waren davon 2009 noch 24% überzeugt.
Eine besondere Rolle spielt die persönliche Betroffenheit: Bei Befragten, die direkt von der Katastrophe betroffen sind, ist das Vertrauen in die Regierung und die Medien signifikant niedriger. Überdurchschnittlich hoch ist dagegen ihr Vertrauen in Freunde und die Region sowie – gerade bei jungen Japanern – die Motivation, sich für die lokale Gemeinschaft einzusetzen.