Deutsches Institut für Japanstudien nav lang search
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Deutsches Institut für Japanstudien

Unternehmen und Management

 März 1995 - Dezember 1969

Das japanische Unternehmens- und Managementsystem ist zu einem weltweit bekannten Begriff geworden, dessen Popularität vor allem auf empirischen Studien gründet, die während der rund dreieinhalb Jahrzehnte währenden relativen Hochwachstumsphase Japans in der Nachkriegszeit durchgeführt wurden. Mit dem Zusammenbruch der bubble economy zu Beginn der 1990er Jahre sahen sich die Unternehmen mit der längsten Rezession seit 1945 konfrontiert, die ein Überdenken bisheriger Marktstrategien und Organisationsstrukturen erforderte.

In dem Projekt wurden zunächst die Anpassungsmaßnahmen der japanischen Unternehmen untersucht. Dabei waren die strukturellen Veränderungen des allgemeinen wirtschaftlichen Umfeldes in die Betrachtung einzubeziehen, insbesondere der steigende Internationalisierungsgrad der japanischen Wirtschaft bei zunehmendem Druck auf ihre relative Wettbewerbsfähigkeit, hervorgerufen u.a. durch eine kontinuierliche Aufwertung der heimischen Währung und steigende Lohnkosten infolge eines Anstiegs des durchschnittlichen Alters der Arbeitsbevölkerung.
Unter Berücksichtigung branchenspezifischer Besonderheiten wurden Fallbeispiele in vier ausgewählten Industrien näher analysiert. Es ließen sich folgende Gemeinsamkeiten erkennen:

1) Die Unternehmen bemühten sich verstärkt um eine Straffung bestehender Produktportfolios und verfolgten eine Diversifikationspolitik, die deutlich selektiver war als in der Vergangenheit. Gleichzeitig wurden zunehmend Evaluationsinstrumente eingeführt, die die firmeninternen Kostenstrukturen transparenter machten und eine ertragsorientierte Bewertung einzelner Produktlinien und Investitionsvorhaben gewährleisten sollten.

2) Die betriebsinternen Abläufe wurden unter dem Gesichtspunkt effizienterer Kommunikations- und Entscheidungsprozesse neu gestaltet, wobei die Verringerung von Hierarchieebenen und der Abbau von Stabsstellen neben der Erweiterung der Entscheidungsspielräume einzelner Abteilungen (business units) im Zentrum der Reorganisationsbemühungen standen.

3) Der Internationalisierungsgrad der Unternehmen wurde systematisch erhöht und erweitert, indem nicht nur der anteilige Wert der im Ausland erzielten Wertschöpfung ausgebaut wurde, sondern auch die regionale Schwerpunktsetzung (v.a. Asien) und die Palette der Investitionsstrategien (z.B. in Form zunehmender joint ventures mit ausländischen Firmen in Drittländern) qualitativ verbessert wurden.

Während diese Anpassungsstrategien auch im Ausland weit verbreitet sind und daher die Vermutung einer zunehmenden Konvergenz japanischer Unternehmensführungspraktiken mit westlichen Modellen zu stützen schienen, ließen sich bei genauerer Betrachtung auch bedeutsame Differenzen aufzeigen. Hierzu zählten insbesondere Personalanpassungsstrategien als ein zentraler Management- und Organisationsbereich. Es zeigte sich, daß die japanischen Unternehmen insgesamt trotz der Länge und des Ausmaßes der Wirtschaftskrise kaum auf das Mittel der Entlassung von Mitarbeitern zurückgriffen. In diesem Punkt war kein wesentlicher Unterschied zu früheren konjunkturellen Schwächephasen zu erkennen. Statt dessen wurden eine Reihe alternativer Strategien zum Abbau von Personalkosten verfolgt. Eine der interessantesten und gängigsten Methoden war die Entsendung von Mitarbeitern in andere Unternehmen für eine befristete Periode oder auf Dauer. Im Rahmen des Projekts wurde untersucht, inwiefern diese Form der zwischenbetrieblichen (Human-)Ressourcenteilung positive Auswirkungen auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmen haben kann.

Die geschilderten Veränderungen hatten zu einer Neuorientierung auch in der japanbezogenen Unternehmensforschung geführt. Um alle damit verbundenen Aspekte und Probleme überschaubarer zu machen, wurde in Kooperation mit Wissenschaftlern des Maison Franco-Japonaise Tokyo und unterstützt vom Istituto Italiano di Kyoto im Oktober 1997 in Tokyo die internationale Konferenz "Between External Shocks and Internal Evolution: Towards a New Phase in Japanese Management Practices" veranstaltet. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage der Besonderheit bzw. Einzigartigkeit eines neuen japanischen Managementmodells.


 


Team

Daniel Dirks (bis Dezember 1998)
Wirtschaftswissenschaft