Repräsentationen der verlorenen Generation in der japanischen Populärkultur
Juni 2008 - September 2013
Dieses Projekt befasst sich mit literarischen und populärkulturellen Repräsentationen des aktuellen Diskurses über Japan als Differenzgesellschaft (kakusa shakai) – ein Selbstverständnis, das die bisherige Vorstellung einer nicht nur ethnisch, sondern auch sozial homogenen Gesellschaft weitgehend ersetzt hat. Populärkulturelle Medien einschließlich der Gegenwartsliteratur reflektieren diesen dramatischen Wandel der Selbstperzeption und bestätigen bzw. verstärken zugleich die Wahrnehmung Japans als zunehmend ungleiche Gesellschaft. Zum Ausdruck kommt dies in einer wachsenden Zahl von literarischen Texten, die inzwischen vielfach als ‚prekäre‘ oder ‚neue proletarische‘ Literatur klassifiziert werden, sowie in einer Reihe von neueren Filmen, Fernsehdramen und anderen Medien, die sich im weiteren Sinne mit den Veränderungen im Arbeitsleben auseinandersetzen. Die Wiederentdeckung und cross-media Adaption von alten proletarischen Texten wie Kobayashi Takijis Kanikōsen hat die Diskussion spürbar angefacht. Im Zuge dieser Renaissance erfahren die proletarischen Ideen indes eine radikale Neukontextualisierung, die mit einer Anpassung an heutige Repräsentationsmuster und Vermarktungsstrategien einher geht. Zentrale Topoi wie „Arbeit“ in den Blick nehmend, fragt das Projekt aus Perspektive der Cultural Studies, wie die „ungleiche Gesellschaft“ in Gegenwartsliteratur und -film sowie Fernsehdrama verhandelt wird und welche diskursiven Positionen die analysierten (Medien-)Texte einnehmen. Ziel ist, verschiedene kulturelle Repräsentationen in ihrer kontextuellen Einbindung in Machtverhältnisse zu erforschen. Die Figur des Freeters – und mit ihr das Oszillieren zwischen der Suche nach ‘alternativem Glück’ und dem Abrutschen in die Prekarität – steht dabei besonders im Fokus.