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Deutsches Institut für Japanstudien

Innovationsstrategien und Technologiepolitik

 März 1994 - März 1998

Im Bereich von Technologie und Innovation steht die Frage nach dem Zusammenspiel von Unternehmen und staatlichen Institutionen an zentraler Stelle, weshalb das Thema von beiden Seiten und unter starker Berücksichtigung der institutionellen Rahmenbedingungen aufgearbeitet wurde.

Japan hat in den letzten fünfzig Jahren eine stürmische technologische Entwicklung durchlaufen, in der es von einem unterentwickelten, von ausländischer Technologie abhängigen Land zu einer führenden Technologienation aufstieg. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Unternehmen, während der Staat sich vorwiegend auf die Setzung von günstigen Rahmenbedingungen für eine rasche Technologiediffusion beschränkte.

In den 1990er Jahren bildete sich in Japan ein Konsens darüber, daß eine grundlegende technologische Umorientierung notwendig sei. Dieser beruhte auf der Einschätzung, daß der Aufholprozeß gegenüber dem Westen nunmehr auch in technologischer Sicht abgeschlossen sei und Japan deshalb mehr Eigenleistung in der Technologieentwicklung erbringen müsse. Die Umstrukturierung ging jedoch nur schrittweise voran, da das institutionelle Umfeld noch stark aufhol- und diffusionsorientiert war. Im einzelnen führte das Projekt zu folgenden Ergebnissen geführt:

1) Die japanischen Industrieunternehmen sind, auch im Vergleich zu denjenigen in anderen führenden Industrieländern, technologisch sehr leistungsstark. Nachdem in den 1980er Jahren hohe Investitionen in die langfristige Technologieentwicklung getätigt wurden, erfolgte in den 1990er Jahren unter verschärften Wettbewerbsbedingungen wieder eine stärkere Konzentration der Ressourcen auf kurz- bis mittelfristig ergebniswirksame Entwicklungsprojekte.

2) Die Forschungs- und Technologiepolitik zeichnete sich jahrzehntelang durch relativ geringe Investitionen in die Forschungsinfrastruktur sowie durch eine hohe Priorität für die Förderung der Diffusion technischen Wissens aus. In den 1990er Jahren wurden allerdings die staatlichen Investitionen in Forschung und Technologie deutlich erhöht, und die Innovationsförderung erhielt größeres Gewicht.

3) Das japanische Bildungs- und Universitätssystem hat den technologischen Aufholprozeß durch die Erzielung eines hohen allgemeinen Bildungsniveaus unterstützt. Dabei wurde allerdings die Heranbildung von hochqualifizierten Spezialisten vernachlässigt. Eine partielle Umorientierung, z.B. durch den Ausbau von Postgraduierten-Studiengängen, erfolgte erst spät.

4) Der externe Arbeits- und Kapitalmarkt für Hochtechnologie-Ressourcen ist in Japan wenig entwickelt, so daß sich sowohl das technologische Wissen als auch das zu seiner Steigerung notwendige Kapital vor allem in Großunternehmen konzentriert hat. In den 1990er Jahren war eine graduelle Belebung der externen Faktormärkte zu beobachten, die durch staatliche Förderprogramme, z.B. Venture-Capital-Kredite, unterstützt wurde.


Team

Martin Hemmert (bis Mai 1998)
Wirtschaftswissenschaft