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Deutsches Institut für Japanstudien

Von Text, Bild, Kontext zu MMR: Reflexion einer digital gestützten Kultursoziologie

 seit Oktober 2023

Das Projekt zu japanischen Future Imaginaries der Extended Reality (XR) und ihren Wechselbeziehungen zu Sci-Fi-Narrativen basiert auf einem Mixed Methods-Ansatz, der multimodale Korpusanalysen und die kombinierte Analyse von fiktionalen und nicht-fiktionalen Textkorpora umfasst. Das Vorgehen ist dementsprechend zwischen quantitativen und qualitativen, digitalen und nicht-digitalen, fiktionalen und nicht-fiktionalen Daten ebenso angesiedelt wie zwischen Texten, Bildern und unterschiedlichen Kontexten.

Die damit einhergehende Zusammenführung unterschiedlicher Datentypen, Analysemodi und Prämissen bringt Herausforderungen mit sich, die vor dem Hintergrund breiterer methodologischer Diskussionen im Bereich der Mixed-Methods-Research (MMR) untersucht werden: Entsprechende Kombinationen von quantitativen und qualitativen Methoden sind beispielsweise in der Soziologie, der Psychologie sowie in der Gesundheits- und Bildungsforschung bereits verbreitet; ebenso existieren Ansätze einer Erweiterung der MMR durch digitale Methoden bzw. Natural Language Processing. Bislang werden hierbei jedoch kulturelle Erzeugnisse wie literarische Texte kaum berücksichtigt; stattdessen liegt der Fokus auf der Kombination verschiedener soziologischer Zugänge wie qualitativen Interviews einerseits und quantitativen Umfragen andererseits. Eine der Hauptfragen, mit denen sich dieses Methodenprojekt auseinandersetzt, ist daher, welche Implikationen die kombinierte Analyse von fiktionalen und nicht-fiktionalen Textkorpora in Hinblick auf MMR mit sich bringt.

Damit einher geht zudem eine Zusammenführung von Makro-, Meso- und Mikroebene (z.B. Korrelationen zwischen Textmerkmalen auf der Mikroebene und Kontexten auf der Makroebene) sowie von unterschiedlich dimensionierten Korpora, sodass Fragen der Skalierbarkeit ebenfalls diskutiert werden. Auch logistische Aspekte wie die Beschaffung und Kuratierung verschiedener Datentypen, die Entwicklung und Optimierung von Analysewerkzeugen sowie ihre jeweilige Passung in Hinblick auf das spezifische Forschungsinteresse sind von Interesse. Ferner bringt die Zusammenführung verschiedener Datentypen möglicherweise auch widersprüchliche Ergebnisse hervor, die in Hinblick auf unterschiedliche erkenntnistheoretische oder philosophische Vorannahmen (quantitativer Positivismus vs. qualitativer Interpretivismus) abzuwägen sind. Dies erfordert strategische Überlegungen zur Zusammenführung verschiedener Datentypen, zur "integrierten", "erklärend-sequentiellen", "explorativ-sequentiellen" oder "(konvergent-)parallelen" Zusammenführung verschiedener Analyseschritte, und eine Priorisierung dahingehend, ob der MMR-Ansatz primär quantitativ oder qualitativ ausgerichtet ist.

Vor diesem Hintergrund werden Potenziale und Herausforderungen der Mixed-Methods Research mit besonderem Augenmerk auf die interdisziplinäre Kombination von fiktionalen und nicht-fiktionalen Korpusanalysen sowie auf die Implementierung digitaler Methoden für multimodale Korpusanalysen von Text- und Bilddaten reflektiert.