Das Glück der Anderen - objektive Prekarität und Exklusionsempfinden im deutsch-japanischen Vergleich
Juni 2008 - August 2015
Ein neues Bewusstsein über die Zunahme gesellschaftlicher Ungleichheiten (kakusa shakai) bestimmt im letzten Jahrzehnt in Japan die öffentliche Diskussion. Die Popularität des Themas ist eng verbunden mit der individuellen Angst, selbst zu den sozialen Absteigern zu gehören: So sind die Zukunftserwartungen der Japaner eher negativ: 29% gehen im Jahr 2007 davon aus, dass es ihnen in Zukunft schlechter gehen wird – ein Anstieg von 19% seit 1992. Der Anteil der Personen, die in ihrem täglichen Leben Gefühle von Sorge und Unsicherheit verspüren, nimmt ebenfalls seit Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich zu und liegt mittlerweile bei 70% (2007). „Glück“ im Sinne von subjektivem Wohlbefinden scheint im heutigen Japan zu einem immer knapperen Gut zu werden.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwiefern die subjektive Wahrnehmung der eigenen Stellung im Sozialgefüge der objektiven Position im selbigen entspricht? Zunehmend wird in der soziologischen Diskussion neben objektiven, auf prekäre Lebenslagen zurückgehenden Exklusionskonstellationen auch die Bedeutung eines „subjektiven“ Exklusionsempfindens für individuelle Handlungsstrategien berücksichtigt. Wer empfindet sich als sozial integriert, wer als ausgeschlossen? Welche Faktoren spielen für die Bewertung der eigenen Position eine Rolle? Der Zugang zu finanziellen Ressourcen? Die Einbindung in soziale Netzwerke? Persönliche Kompetenzen im Vergleich zu anderen? Welche Zusammenhänge lassen sich hier erkennen?
Ebenso wie in Japan ist in Deutschland die Prekarisierung von Lebenslagen sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch im wissenschaftlichen Diskurs ein prominentes Thema. Um den Zusammenhang zwischen benachteiligender Marginalitätsposition und gefährdender Exklusionsauffassung besser zu verstehen, entwickelten Prof. Dr. Ernst-Dieter Lantermann und Prof. Dr. Heinz Bude von der Universität Kassel ein theoretisches Modell, das externe und interne Ressourcen, objektive Exkludiertheit und Prekarität sowie subjektives Exklusionsempfinden zu einem Wirkungsgefüge zusammenführt. In Kooperation mit dem Deutschen Institut für Japanstudien wird das Modell in einer empirischen Untersuchung parallel in Deutschland und Japan überprüft, um so sowohl die Zusammenhänge in den einzelnen Ländern genauer zu beleuchten, als auch um interkulturell vergleichen zu können. Die Arbeiten am DIJ konzentrieren sich dabei auf den japanischen Teil der Studie.
Weitere Informationen zu Umfrage und Ergebnissen finden Sie unter Quellen und Materialien.
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“Comparatively Happy” – Objective Precarity and Subjective Exclusion in Germany and Japan: Presentation and discussion of survey results
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"Comparatively Happy" – Objective precarity and perception of social exclusion in Germany and Japan: Discussion of the German and Japanese Questionnaire