Wolfgang Thiele
Geboren und aufgewachsen in der Universitätsstadt Jena kam Wolfgang Thiele bereits als Schüler in regelmäßigen Kontakt mit Studenten aus Japan, China, Taiwan und Korea und entschloss sich deshalb zum Studium der Regionalstudien mit Schwerpunkt Ostasien an der Humboldt-Universität zu Berlin, wechselte aber im Master zum Fach Globalgeschichte. Derzeit promoviert er im Fach Geschichte an der Freien Universität Berlin und interessiert sich dabei besonders für die transnationale Geschichte in Ostasien seit den Opiumkriegen, widmet sich aber insbesondere der gemeinsamen Geschichte Japans und Taiwans seit 1895.
Wolfgang Thieles Dissertationsprojekt zielt auf ein besseres Verständnis der taiwanischen Unabhängigkeitsbewegung seit 1945 innerhalb eines globalen Rahmens ab. Obwohl die Anhänger der taiwanischen Unabhängigkeitsbewegung in den von ihnen herausgegebenen Zeitschriften und Büchern offen über ihre Treffen, Verbindungen und Einladungen mit Politikern und Aktivisten aus Ländern der Dritten Welt, wie den Philippinen und Südafrika, gesprochen haben, wurden diese Verbindungen bisher nicht systematisch erforscht und auch nicht untersucht, wie sich diese Verbindungen auf die Ideologie des taiwanischen Nationalismus auswirkten.
Auch Japan spielte als Standort für die taiwanische Unabhängigkeitsbewegung im Exil und als Drehscheibe für internationale Aktivitäten eine Schlüsselrolle. In der bisherigen Forschung ist jedoch wenig über die Lebensbedingungen der Aktivisten in Japan nach 1970 und ihre Interaktion mit politischen Akteuren in Japan bekannt. Hier interessieren ihn insbesondere die Beziehungen der Aktivisten der taiwanischen Unabhängigkeitsbewegung zur Sozialistischen Partei Japans und zur Liberaldemokratischen Partei. Diese Forschungslücken möchte er mit seinem Dissertationsprojekt schließen und darüber hinaus hat er das Ziel, die Geschichte der taiwanischen Unabhängigkeitsbewegung besser in den Diskurs zur Geschichte der Auflösung der Kolonialimperien im 20. Jahrhundert und Entkolonialisierung einzubetten, und zwar aus globalhistorischer Perspektive, worüber hinaus die Rolle Nachkriegsjapans in diesem weltumspannenden Prozess besser beleuchtet werden soll.