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Co-organizer
Deutsches Institut für Japanstudien (DIJ) Tokio in Kooperation mit Interdisziplinärem Zentrum für Historische Anthropologie, Freie Universität Berlin
International Workshop
Wohlbefinden in rituellen Praktiken: Soziale Interaktion, Kommunikation, Weiterentwicklung?
13. Oktober - 15. Oktober 2011
Das Ziel dieses Workshops war es, Wissenschaftler aus den Gebieten der Japanologie, Anthropologie und Pädagogik zusammenzubringen und einen interdisziplinären Austausch über die Rolle von Emotionen und Zufriedenheit in sozialen Praktiken anzuregen. Üblicherweise wurden soziale Praktiken – etwa jahreszeitlich gebundene Feste oder traditionelle Tänze – eher mit strukturellen Einschränkungen des Individuums assoziiert denn mit Möglichkeiten der Verbesserung der individuellen Lebensqualität. Im Mittelpunkt des Workshops stand die Frage, wie es insbesondere älteren Menschen gelingt, mithilfe sozialer Praktiken und der organisierten Gruppen zur Ausübung ersterer trotz beschränkter finanzieller Ressourcen ein zufriedenes und gesundes Leben zu führen. Den Auftakt des Symposiums bildete ein Vortrag von Prof. Christoph Wulf und Prof. Shoko Suzuki in der DIJ Forums-Reihe am 13.10.2011, in dem die langjährigen Kooperationspartner die Ergebnisse ihrer komparativen Studie zur Inszenierung von familiärem Glück in Deutschland und Japan schilderten.
Während des geschlossenen Workshops am 14. und 15.10. wurden im Rahmen von drei Sitzungen mit den Schwerpunkten
- Ethnografische Studien deutscher und japanischer festlicher Rituale
- Kommunikation, Interaktion und Wohlbefinden
- Rituelle Praktiken als Weiterentwicklung
vielfältige Themen behandelt. Etablierte und jüngere Wissenschaftler aus Japan, Deutschland, Kanada und den Vereinigten Staaten präsentierten empirische Daten sowie theoretische Überlegungen zur sozialen Bedeutung von traditionellen Volkstänzen (Yoko Nagao) und Festen in ländlichen Regionen (William Lee), zu Michael Jacksons Begräbnis als ritueller Inszenierung von Trauer und Glück (Christoph Wulf), zu Takt als eine Form von physischer Erfahrung von Wohlbefinden in zwischenmenschlichen Beziehungen in Japan (Shoko Suzuki), zur Inszenierung von Glück in Ritualen (Ingrid Kellermann), zur Beziehung von Ritualen zur Verehrung der Ahnen in Japan und familiärem Wohlbefinden (John Traphagan) und zur Sterbebegleitung in unterschiedlichen religiösen Kontexten in Japan (Bruce White). Auch die negativen Aspekte von rituellen Handlungen wurden diskutiert, insbesondere die finanzielle Belastung der involvierten Parteien (Peter Ackermann).
Am 15.10. waren dann der Zusammenhang von Fast Food, Spass und Wohlbefinden in modernen Essritualen (Jörg Zirfas), die Bedeutung der Teilnahme an Festen für die Bewohner einer ländlichen Community (Izumi Kuroishi) sowie die Rolle von Stierkampfpraktiken für das Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung der Involvierten im ländlichen Japan (Susanne Klien) Themen.
So vielfältig die behandelten Themen, methodische Ansätze und vorgestellten Beispiele der elf Teilnehmer waren, zeichneten sich dennoch Gemeinsamkeiten ab:
- In zahlreichen in den Präsentationen erörterten Fallbeispielen waren Organisatoren ritueller Praktiken durch veränderte demografische Bedingungen (Abwanderung, Überalterung, Mangel an jüngeren Akteuren) zur Ergreifung von innovativen Maßnahmen gezwungen.
- In allen Beiträgen wurden Rituale präsentiert, die einerseits durch klar vorgegebene Regeln, aber auch durch stete Innovation und Veränderung charakterisiert sind. Daraus ergab sich das generative Potential von rituellen Praktiken.
- Die herausragende Bedeutung sozialer Interaktionen und die Einbettung von Personen in ihr Umfeld (sowohl sozial als auch physisch-geografisch) für das individuelle und kollektive Wohlbefinden der involvierten Akteure.
- In allen Fallbeispielen fiel die herausragende Rolle des Körpers und körperlicher Handlung in rituellen Praktiken und sich daraus ergebendem Wohlbefinden auf. Aufgrund des relativen Mangels an theoretischer Aufarbeitung des Körperkonzepts im japanischen Umfeld fanden hier ergiebige Diskussionen statt.
Wir danken der Friedrich Ebert Stiftung für die finanzielle Unterstützung.
Vorträge
Tag 1 13. Oktober (Donnerstag)
18.30-20.00
DIJ Forum: What is a Happy Family? German and Japanese Case Studies
Tag 2 14. Oktober (Freitag)
09.00-09.05
Opening remarks
Florian Coulmas
Tag 3 15. Oktober (Samstag)
09.00-10.30
Session 3 - Ritual Practices as Self-Enhancement and Development
Jörg Zirfas
Izumi Kuroishi
Susanne Klien
Tag 2 14. Oktober (Freitag)
09.05-09.15
Introduction to the workshop
Susanne Klien
Christoph Wulf
09.15-10.30
Session 1 - Ethnographic Studies of German and Japanese Festive Rituals, Part 1
Yoko Nagao
Klaus-Peter Köpping
10.30-11.00
Coffee Break
11.00-12.30
Session 1 - Ethnographic Studies of German and Japanese Festive Rituals, Part 2
Christoph Wulf
Shoko Suzuki
12.30-14.00
Lunch Break
14.00-15.30
Session 2 - Communication, interaction, well-being, Part 1
Ingrid Kellermann
Peter Ackermann
15.30-16.00
Coffee Break
16.00-17.30
Session 2 - Communication, interaction, well-being, Part 2
John Traphagan
Bruce White
William Lee
Tag 3 15. Oktober (Samstag)
10.30-11.00
Coffee Break
11.00-12.30
Session 4 - Round-table discussion of three topics (20 minutes each)
12.30-13.45
Lunchbox (DIJ)
13.45
End of workshop
Teilnehmer/innen
Prof. Christoph Wulf, FU Berlin
Dr. Ingrid Kellermann, FU Berlin
Prof. Peter Ackermann, Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Jörg Zirfas, Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Shoko Suzuki, Kyoto University
Prof. John W. Traphagan, University of Texas at Austin
Prof. William Lee, University of Manitoba
Prof. Bruce White, Doshisha University
Prof. Yoko Nagao, Wako University
Prof. Izumi Kuroishi, Aoyama Gakuin University
Dr. Susanne Klien, DIJ