Fotos: Ausstellungen „160 Jahre Deutsch-Japanische Freundschaft“ (Naruto) und „Ōita vor 100 Jahren gesehen durch die Augen von deutschen Kriegsgefangenen“ (Beppu & Ōita)
Fotos © DIJ / Torsten Weber
DIJ Bandō-Sammlung in Ausstellungen in Beppu, Ōita und Naruto
8. Dezember 2021, von Torsten Weber
Nach fast 20 Jahren im Besitz des DIJ hat das Institut seine Bandō-Sammlung als Dauerleihgabe an die Staatsbibliothek zu Berlin übergeben. Damit soll eine dauerhafte und quellengerechte Aufbewahrung dieser wichtigen historischen Sammlung gesichert werden. Sie umfasst umfangreiche und einzigartige Quellen, überwiegend aus dem Kriegsgefangenenlager Bandō in Naruto (Tokushima), aber auch anderer Lager, in denen deutsche und österreichische Kriegsgefangene während und nach dem Ersten Weltkrieg untergebracht waren. Die Sammlung soll in Berlin neu digitalisiert werden und damit dauerhaft der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Einige Exponate der Sammlung waren im Oktober und November 2021 in Ausstellungen in den Präfekturen Ōita und Tokushima zu sehen.
Viele der geplanten Feierlichkeiten zum Jubiläum von 160 Jahren deutsch-japanischer Beziehungen konnten aufgrund der andauernden Pandemie nicht oder nur online stattfinden. Als eine der wenigen Ausnahmen war die Foto-Ausstellung „160 Jahre Deutsch-Japanische Freundschaft“ vor Ort im Deutschen Haus in Naruto zu sehen. Sie wurde am 26. Oktober in Anwesenheit des stellvertretenden Gouverneurs der Präfektur Tokushima und des Bürgermeisters der Stadt Naruto eröffnet. Die Ausstellung gab einen Überblick über die Entwicklung der Beziehungen zwischen Japan und Deutschland bzw. Preußen, von der Eulenburg-Mission (1859) und der Unterzeichnung des Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag im Januar 1861 bis zum kulturellen und sportlichen Austausch sowie der strategischen Kooperation zwischen beiden Ländern im 21. Jahrhundert. Auch Kopien von Archivmaterial aus der Bandō-Sammlung wurden gezeigt. Die Ausstellung wurde von der Deutschen Botschaft Tokyo und der Konrad-Adenauer-Stiftung konzipiert und vom DIJ als Kooperationspartner unterstützt. Eine umfangreichere und interaktive Version kann auch online besucht werden.
Mitte Oktober waren zahlreiche Exponate aus der DIJ Bandō-Sammlung bereits in Ausstellungen an der Universität Beppu und im Kunstmuseum der Präfektur Ōita zu sehen. Die beiden Foto-Ausstellungen „Ōita vor 100 Jahren gesehen durch die Augen deutscher Kriegsgefangener“ zeigten das Leben der Kriegsgefangenen im Lager Ōita (Kana’ike), ihre Ausflüge sowie Fotos, die sie von Ōita und der Umgebung gemacht hatten. Die Ausstellung an der Universität Beppu wurde in Anwesenheit des Präsidenten der Universität, Iinuma Kenji, eröffnet. Teilnehmer der Eröffnung, unter ihnen Abgesandte der Präfekturregierung, lobten die Fotos als einzigartige Quelle. Da Kameras im frühen 20. Jahrhundert in Ōita nicht weit verbreitet gewesen seien, habe es ohnehin nicht viele Aufnahmen von der Stadt und Umgebung gegeben. Viele der existierenden Aufnahmen seien überdies bei Bränden vernichtet worden. Die Aufnahmen der Kriegsgefangenen seien daher auch für die Lokal- und Regionalgeschichte von größtem Wert.
Kuratorin der Ausstellungen in Beppu und Ōita war Yasumatsu Miyuki (im Foto links), Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Beppu.